Die #Tat im Entscheidungsapparat
Wieder ist das Jahr vorbei,
ich merke es daran, das die Post so nebenbei die Postbox füllt,
bis diese langsam überquillt.
Die meisten Schreiben von der Stadt: Nachweise, Bescheide, Anforderungen, Abrechungen, Unterhaltsvorschussbelege, und dann: Elternbeiträge für die Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen.
Wie jedes Jahr steht diesbezüglich eine Prüfung an,
wie man in dem Schreiben kryptisch lesen kann,
Hier ein Wort, da ein Satz, noch ein Zeichen und kaum Platz
Viele Zahlen in der Tabelle, wer lesen kann so auf die schnelle ist nicht immer klar im Vorteil,
so verweil ich bei dem Schreiben und versuch mich zu beeilen;
Dieses Amt will das nun haben, jenes das stellt andere Fragen, was ich immer lesen kann, ist nicht gleich auch das, was ich gut verstehen kann
Der Entscheidungsapparat, Klammer auf - die Stadt xyz - Klammer zu, hat mal wieder was parat;
Letztlich wirft er mir was vor, das klingelt schallt und knall im Ohr:
Eine Nachzahlung soll ich leisten? Mir über 1500 Euro aus den Leisten reißen oder wie man hier auch sagt, aus den Rippen schneiden?
Und damit kann ich nicht vermeiden das ich stehe in den Kreiden.
Aber mal von Anfang an: Tastsächlich hab ICH mich vertan, oder eher ´was vergessen. Und jetzt in aller Seelenruh´, geb ich das auch gerne zu.
Den Steuerbescheid sollte ich einreichen, komplett - also mit allen Seiten und wie? Kaum zu fassen, aber alles in Kopie.
Doch zu Corona Zeiten, wollt ich alles online vorbereiten, ausserdem und das als plus, der Vermerk der Stadt, ob man dringend drucken muss.
So hab ich Dokument um Dokument von zu Haus aus eingescannt und dem Amt dann zugesandt. Schnell, per Mail, check.
Dann im sonnigen Frühling, zwischen systemrelevant und Homeschooling, zwischen Emails Hausaufgaben und noch mehr Briefen, die fast alle aus dem Ruder liefen,
hab ich was versäumt;
nein ich war nicht verträumt, sondern immer auf dem Sprung
und nicht mal mehr mit so viel Schwung;
Es viel mir alles viel zu schwer und meine Akkus war schon leer
Dann ein weiteres Schreiben mit der Post;
Die Änderung über Elternbeiträge für Kinderbetreuung als Becheid;
Ich hatte mal wieder nicht so viel Zeit an diesem Tag und auf den ersten Blick gedacht: OK dasss hat jetzt nicht so viel ausgemacht
4 Euro monatlich mehr soll ich ab sofort bestreiten, darauf muss ich jetzt nicht rumreiten, und für die beste OGS der Welt, werd ich das gerne geben und mach mir keinen Stress deswegen;
Beim zweiten Blick auf das Papier ärger ich mich aber mehr;
die Nachzahlung, sozusagen 1560 Euro her!
Sie erlassen mir den Höchstbescheid und ich falle fast vom Hocker, denn die Stadt stellt es so dar, als hätte ich im Jahr,
über 70.000 Euro locker
Ich recherchiere und kopiere und vergleiche die Bescheide und überlege über Nacht: was hab ich denn bloß falsch gemacht?
OK, ein Widerspruch muss her, denn ich bin kein Großverdiener oder keine Großverdienerin, das mach mehr Sinn.
Und so setz ich mich zu Wehr, auf dem Postweg und natürlich mit Beleg
Und nach weiterer Recherche in der ich mich echt gut beherrsche,
eine Mail vom Amt und das Haar in der Suppe – oder besser die Perücke; denn nicht wegen der Einkommensgruppe steht die Nachzahlung aus, sondern wegen einer Lücke in meinem eigenen Chaos und jetzt kommt die Brücke:
Ich habe es versäumt. Nein ich war nicht verträumt aber zwischen Klinikgelände, Kinderhänden, Schulaufgaben und Prüfbeständen
dem Amt auch den Nachweis über den Unterhaltsvorschuss zuzusenden
So steht geschrieben in der Mail, der Nachweis habe nicht vorgelegen, in der mir bekannten Frist und deswegen sei der Elternbeitrag als Höchstbescheid gegeben.
Natürlich satzungskonform. Check. Und gefangen in der Norm, nein im Normendickicht, denn die Stadt x verweisst auf mangelnde Mitwirkungspflicht
Der Widerspruch der läuft aber vorsichtshalber schick ich ein weiters Schreiben hinterher, auf Papier via Postweg mit Beleg: Es täte mir leid und natürlich sei ich bereit, den Bescheid über den Unterhaltsvorschuss nachzureichen. Aber bitte sie mögen doch von der Nachzahlung abweichen. Check.
So die Antwort steht aus, also warte ich wieder zu Haus´ und hoffe zwischen Klinikgelände, Kinderhänden, Schulaufgaben und Prüfbeständen den begründeten Bescheid in der Postbox vorzufinden. Mit der Post, die diese füllt, bis sie langsam überquillt.
zeitgenossin, 2021
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